Kemnath. (ak) Mit der gemeinsamen Auftaktveranstaltung zur Kommunalwahl 2020 eröffneten auch die Freien Wähler Kemnath ihre Wahlwerbung um das Bürgermeisteramt und die 20 Sitze im Stadtrat. Bürgermeisterkandidat und amtierender 2. Bürgermeister Hermann Schraml hieß nach musikalischen Einlagen der Kaibitzer Schloßbläser und den Ansprachen seiner Vorredner Landrat Wolfgang Lippert und Ely Eibisch die Zuhörer im vollbesetzten Foyer willkommen. In seinem Vortrag erläuterte er seine Ziele und Motivation für das Amt als Bürgermeister zu kandidieren. „Wir haben viele wichtige Projekte, die wir in den nächsten Jahren umsetzen wollen. Ich will mich mit aller Kraft für deren Verwirklichung einsetzen“, versicherte Schraml.

Auf weiterhin gute Zusammenarbeit zwischen Stadt und Landkreis setzt er beim Neubau der Realschule, den die Stadt auch mit den notwendigen Erschließungsmaßnahmen, der Umnutzung des alten Realschulgeländes und Neubau eines Sportzentrums zusammen mit dem Sportverein begleiten wird. Die Planung und Antrag auf Bezuschussung sollen 2020 erfolgen.

„Nachdem sich seit Jahren nichts Wesentliches am Brauhausgelände getan hat, läuft nun ein Architektenwettbewerb. Ich stelle mir ein Hotel, Eigentums- aber auch von der Genossenschaft oder der Stadt gebaute Sozialwohnungen auf diesem zentralen Grundstück vor, die mit Fernwärme versorgt werden“, erklärte Schraml. Eine weitere Baustelle ist das ehemalige denkmalgeschützte Lenz-Bräu-Gelände, das umfassend saniert und zum Bürgerhaus umgebaut werden soll. Auch hier könnte eine Nahwärmenetz mit gleichzeitiger Anbindung von Rathaus, Spital und altes Rathaus sinnvoll sein.

Neben diesen Hochbauprojekten stehen mit der Erschließung des neuen Gewerbegebietes und neuer Wohnbaugebiete große Tiefbauvorhaben an. Er war sich sicher, dass das Thema erneuerbare Energien nach bisher erfolglosen Planungen energisch vorangetrieben werden muss. Dies vor allem deshalb, weil Kemnath dem Energienetzwerk der OTH Amberg/Weiden angehört, gute staatliche Förderungen zu erwarten sind und die Stadt ihren Waldbesitz als Rohstoff einbringen kann.

Holz als Baustoff wäre auch für alle öffentlichen Bauten, wie für die neue Kindertagesstätte in der Berndorfer Straße sinnvoll; gebaut wird leider aus Stein.

Auch in den Ortsteilen stehen Baumaßnahmen an. Die Dorferneuerung Löschwitz-Kaibitz ist in der Planungsphase, das Dorfgemeinschafts- und Feuerwehrgerätehaus in Schönreuth entsteht und an der Burganlage Waldeck wird weitergebaut. Mindestens noch drei Jahre müssen bisher noch unzureichend an das Breitbandnetz angeschlossene Anwesen auf schnelles Internet warten, da Kapazitäten fehlen. Im Hinblick auf die sprudelnden Gewerbesteuereinnahmen von 13 Millionen Euro in 2019 (2017: 1,6 Millionen Euro) warnte Schraml vor finanziellen Abenteuern und forderte Rücklagenbildung für magere Jahre.

„Unabhängig, erfahren, offen lautet mein Wahlmotto. Ohne Parteizwänge fühle ich mich nur meinem Gewissen, dem Wohl und erfüllbaren Wünschen der Bürger der Stadt verpflichtet. Ich will daran arbeiten für uns und die nächste Generation die Zukunft besser zu machen“, versicherte Schraml. Offen bleiben geht nur, wenn erneut eine Einparteienmehrheit verhindert wird und eine enge Zusammenarbeit des Bürgermeisters mit seinen Stellvertretern stattfindet.

Zu seiner Motivation erklärte er abschließend, dass es ihm Freude bereitet Menschen kennenzulernen, interessante Projekte zu begleiten, für Bürger und Kommune an einer aussichtsreichen Zukunft mitzuarbeiten.

Die Tradition der Besuche in Ämtern und Dienststellen setzte die Kreistags- und Stadtratsfraktion der Freien Wähler in der Polizeidienststelle Kemnath fort. Sie sprachen mit stellvertretendem Inspektionsleiter Polizeihauptkommissar Dieter Striegl und Oberkommissar Thomas Schopf über die aktuelle Sicherheitslage, Wünsche und Anregungen.

Striegl stellte den Zuständigkeitsbereich, Arbeitspensum und Personal vor. Demnach betreut die Dienststelle eine Fläche von 330 Quadratkilometern und rund 25 000 Einwohner. Rund 2200 der von der Leitstelle Regensburg oder direkt erhaltenen Aufträge werden von aktuell 27 Beamten abgearbeitet. Die Sollstärke beträgt 30.

Pro Jahr werden 550 Straftaten aufgenommen. Dazu kommen rund 650 bis 700 Verkehrsunfälle. Die Aufklärungsrate liegt bei rund 70 Prozent. Trotz leichter Unterbesetzung seien er und seine Kollegen mit der Arbeit, Personalausstattung und der modernen Dienststelle, die "zu den schönsten in der Oberpfalz" zähle, sehr zufrieden. Das Gebäude sei 2013 bis 2015 für über zwei Millionen Euro saniert und mit neuer Kommunikations- und Sicherheitstechnik ausgerüstet worden.

Landratskandidat Ely Eibisch sah in der öffentlichen sowie persönlichen Sicherheit ein hohes Gut. Die verstärkte Präsenz der Polizei in den Dienststellen Kemnath, Waldsassen und Tirschenreuth sei besonders jetzt angesichts zunehmender Eigentumsdelikten wichtig.

Im Regelfall leisten laut Striegl vier bis fünf Beamte rund um die Uhr Dienst. Mittels des "eisernen Schutzmannes" könne die Dienststelle zugesperrt und unbesetzt bleiben und mit bis zu zwei Streifen ausrücken. Telefonische Notrufe oder Sprechkontakte über die Haussprechstelle werden automatisch an die Leitstelle Regensburg weitergeleitet. Landtagsabgeordneter Tobias Gotthardt und Eibisch betonten, dass eine personelle Aufstockung dringend notwendig sei, aber durch die dreijährige Ausbildung Zeit benötige. Zudem sollten die Vollzugsbeamten von Bürotätigkeiten oder Vorführdiensten für die Justiz entlastet werden, um für mehr Prävention durch Präsenz zu sorgen. Landrat Wolfgang Lippert lobte die hervorragende Zusammenarbeit mit den Dienststellen im Landkreis. "Durch die hohe Aufklärungsquote sind Straftäter gut beraten einen großen Bogen um den Landkreis zu machen." Er bestätigte der Polizei viel Gespür, richtiges Augenmaß und einen guten Ruf.

Aus die Anfrage Kemnaths von Bürgermeisteranwärter und amtierendem Zweiten Rathauschef Hermann Schraml hin berichtete Striegl von derzeit rund 60 Flüchtlingen im Dienststellenbereich, es seien keine Probleme bekannt. Die Drogendelikte hätten sich verdoppelt. Anschließend führte Schopf die Gäste durch das Dienstgebäude. Mit Kemnather Busserln (Pralinen) dankte Schraml den Beamten für die Info-Stunde.

Bild und Bericht: Arnold Koch